[Freifunk-Bonn] Kanal 1?

Thilo gr at sberger.eu
Mo Jul 21 22:57:43 CEST 2014


Hallo Gruppe =)
ich denke auch das ein Kanalwechsel sinnvoll sein könnte. Ich stimme Rougu weitestgehend zu, 
Kanal 13 weist die erwähnten Eigenschaften ebenfalls auf, von daher würde ich von anderen Kanälen
"in der Mitte" aus gleicher Argumentation wie Rougu ebenfalls abraten. 

Kanal 1 oder Kanal 13?
- Beide haben ein geringes Interferenz Risiko, da beide am Rande des Frequenzbandes liegen.
- Kanal 1 ist häufiger Default Kanal, daher oftmals mehr Datenverkehr.
- Kanal 13 ist nicht bei allen Geräten verfügbar (US)
- Alles andere wurde bereits erwähnt, sofern ich das richtig Überblicke.

Umstellen?!
Was die Umstellung angeht bin ich da auch etwas hin- und hergerissen, noch haben wir wenige Nodes
die meshen, diese sind meines Wissens alle noch betreut von den aktiveren, was für eine frühe Umstellung 
sprechen würde. Auf der anderen Seite ist es nach wie vor eine Kompatibilitätssache zu alten fw`s. 

Fakten schaffen?
Da ich ab Mittwoch 2 Wochen im Urlaub bin, habe ich erstmal keine Zeit - ansonsten wäre es evtl. hilfreich
aktuelle Wardrive Statistiken nach Kanalbelegung auszuwerten bzw. dieses selbst tun (wd). Meine letzten sind 
leider von 2005 von daher wohl kaum aussagekräftig. Auch könnte man in Ballungsräumen Testumgebungen 
aufbauen, jedoch ist die Auswertung aufwändig.

Beste Grüße aus der Eifel (=


Thilo


Am 20.07.2014 um 22:51 schrieb Rougu:

> Hallo zusammen,
> 
> >> Zudem werden wir in vielen Fällen keine Probleme lösen: Bei lediglich
> >> 3 Überlappungsfreien Kanälen im 2.4 GHz gibt es keine wirklich
> >> "freieren“ Kanäle
> >
> > Meine Beobachtung ist, dass im „mittlere“ Kanal weniger los ist (und dass auf „unserem“ Kanal massenhaft die populären Fritzboxen funken).
> > Wenn dem so ist, bin ich weiter stark dafür, auf diesen zu wechseln.
> >
> > Gibt es dazu noch andere Meinungen?
> 
> 
> 
> Ja. Ein Kanalwechsel ist keine gute Idee! Und es ist nur eine durchschnittliche Verschlechterung zu erwarten.
> 
> Und ich möchte da ein bisschen ausholen:
> 
> 
> 1. Wie Jan bereits sagte und vielen bekannt ist, gibt es nur 3 bis 4 überlappungsfreie Kanäle:
> 
> US-Frequenzbänder (1-11 verfügbar): 	1,6,11
> EU-Frequenzbänder (1-13 verfügbar):	1,5,9,13
> 
> Wenn ein WLAN-Knoten mit OFDM-Modulation (i.e. 802.11g/n, nicht 802.11b) auf Kanal n sendet, dann ist das die Mittenfrequenz.
> 
> Bei 20 MHz Kanalbandbreite sind die Kanäle n-2 .. n+2 vom Sender auf Kanal n "belegt".
> 
> Der Knackpunkt ist:
> 
> -  Wenn Nachbarn nicht überlappungsfrei senden, dann bedeutet das Interferenz und Sendeversuche werden immer wieder abgebrochen und nach einem zufallsgesteuerten Zeitfenster erneut probiert, bis im Zeitschlitz gerade keiner die belegte Bandbreite verseucht.
> 
> Ergebnis: schlechter Gesamtdurchsatz auf dem Sendekanal mit unkalkulierbaren Abbrüchen.
> 
> + Wenn Nachbarn sich sehen können, oder wegen der hohen WLAN-Dichte sehen müssen, dann besser auf demselben Kanal (gleiche Mittenfrequenz). Dann können die Stationen sich logisch sehen: Noise wird zu Signal. Sie können dann gegenseitig die Signale dekodieren und werden sich über Beacons abstimmen, wer als nächstes senden darf.
> 
> Ergebnis: geringerer Durchsatz als ohne Nachbarn, aber kontrolliertes Sendeverhalten, ausser bei sehr alten Chipsätzen, die sich Bandbreite "krallen".
> 
> 
> 
> 
> 2. Was ist jetzt der beste Default-Sendekanal:
> 
> Am besten einer, der bei beliebiger Einstellung der Nachbarn die geringsten Störungen durch Interferenz (nicht gleiche Mittenfrequenz) verursacht!
> 
> Welchem Ausweichschema bei belegten Kanälen folgt der Nachbar?
> 
> 1,6,11 oder 1,5,9,13? Oder einer "Empfehlung" auf 2,3,4,5,7,8,10,12,13? Das weiß keiner, und daher sind alle Ausweichkanäle unsicher gegenüber Interferenzen.
> 
> Kann ich überhaupt alle Nachbarn sehen?
> 
> - Nein! Prominentes Beispiel: Die schicken SONOS-Geräte: bauen ein Mesh mit 20 MHz Kanalbreite mit festen Schema 1,6,11 bei versteckter SSID auf!
> - Nochmal nein! Nicht die Bluetooth-Devices, die im gleichen 2,4 GHZ-Bereich senden, nicht die Babyphones im 2,4 GHz-Bereich, nicht die Wetterstationen mit wenig klar beschriebener "Funktechnik" (sprich 802.11b/g/n)
> 
> 
> Synthese:
> - Geringstes Risiko gegenüber wilder Intererenz?
> - Beste Chance auf gleichen Mittenfrequenz: logische Sichtbarkeit und Protokollabsprachen möglich?
> 
> Das ist NUR bei Kanal 1 der Fall!
> 
> (Deshalb sind viele Geräte per Default auf Kanal 1 eingestellt.)
> 
> 
> 
> 3. Und die "Krätze am Hals" kommt dazu:
> 
> Wenn ein WLAN-Chipsatz mit 802.11n auf 300 MBit/s konfiguriert ist (HT40+ oder HT40- in OpenWRT-Terminologie), versucht der Sender die eingestellte Mittenfrequenz und den darunter (HT40-) oder darüber (HT40+) liegenden überlappungsfreien, nächsten Kanal mit zu belegen, um ingesamt 40 MHz Kanalbandbreite zu erzielen.
> 
> Fritz!Boxen in Defaulteinstellungen, egal auf welchem Sendekanal, versuchen genau das: erfolglos.
> 
> 
> A propos Messungen und Tools zur Analyse von WLAN-Kanälen: hier gibt es viel Schrott, und die meisten automatischen "Empfehlungen" für bessere Kanalwahl sind blanker Unsinn!
> 
> Wer ein Betriebssystem/Treiber mit Kanalbündelung hat, der kann mit InSSID (z. B. unter Win7) genau beobachten, wie Fritz!Boxen versuchen, Kanalbündelung einzuschalten (Belegung von 10 benachbarten Kanälen!!), und bei entsprechender Dichte von Nachbar-WLANs diesen Versuch gleich wieder abbrechen, nur um das kurze Zeit später wieder zu versuchen. Ein völlig unsinniges Setup bei hohen WLAN-Dichte!
> 
> Wer glaubt denn im Ernst, bei 5..20 sichtbaren WLANs ganze 10 benachbarte Kanäle allein und sinnvoll nutzen zu können. Das ist nur ein Werbegag!
> 
> 
> 
> 4. Best Practise Approach:
> 
> - Sprecht Euch mit Euren WLAN-Nachbarn ab und vereinbart einen Frequenzplan. Laien könnt Ihr durch das Setup Ihres WLAN-Routers führen, damit das umgesetzt werden kann.
> 
> - Die Sendekanäle werden fest eingestellt. Bei automatischer Kanalwahl weichen sich WLAN-Nodes ständig gegenseitig aus, und das Frequenz-Hopping ist ohne WLAN-Controller chaotisch.
> 
> - Die stärksten Nachbarsender sollten auf überlappungsfreien Kanälen 1,5,9,13 senden, bei entfernteren werden dieselben Kanäle neu vergeben.
> 
> Wer SONOS oder andere US-Fabrikate mit festen Kanalraster 1,6,11 hat, muss entweder SONOS auf Kanal 1 festnageln oder den Frequenzplan auf 1,6,11 ausrichten.
> 
> - Alle beschränken sich auf 150 MBit/s (= 20 MHz Kanalbandbreite). Wie oben beschrieben, funktioniert die Kanalbündelung sowieso nur sporadisch und zuverlässig. Nur auf dem flachen Land ist das eine Option!
> 
> - Reduziert die Sendeleistung auf das Notwendige, um Eure Fläche abzudecken. Das verringert die Reichweite der Interferenzen und erhöht den Gesamtdurchsatz des Kanals.
> 
> - Werft alte 802.11b/g-Geräte auf den Schrott! Mit MIMO (802.11n) gibt es bessere Reichweite bei gleicher Sendeleistung, oder gleiche Reichweite bei geringerer Sendeleistung (!).
> 
> - Keine gleichen SSIDs bei verschiedenen Netzen. Clients sollten nicht versuchen, sich mit verschiedenen WPA2-Schlüsseln an gleichnamigen SSIDs anzumelden. (Praxisbeispiel: Netcologne Kabelmodems/WLAN-Router mit Standard-SSID "Fritz!Box 6360 Cable")
> 
> 
> 
> Hier bei mir haben wir 20+ Parteien im Haus, die sich sehen können, und seitdem wir wie beschrieben verfahren, ist Ruhe an der WLAN-Front.
> 
> Viele Grüße,
> 
> Rougu
> -- 
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