[Freifunk-Bonn] Freifunk in Bonn - Situation bei der Stadt

lindworm at gmail.com lindworm at gmail.com
Sa Sep 5 22:59:17 CEST 2015


Hallo Herr Bücher,


zuerst einmal möchte ich mich für die vielen Infos bedanken!

> Da das Thema "Freie Buergernetze" mittlerweile in vielen
> Städten ein Thema ist, haben wir als Dachverband auf Basis eines
> gemeinsamen Beschlusses der Mitglieder ein Rechtsgutachten (zur
> internen Verwendung) in Auftrag gegeben, welches die verschiedenen
> rechtlichen Fragestellungen aufwirft und vor dem Hintergrund der
> aktuellen Rechtslage und deren perspektivischer Entwicklung
> beantworten soll. Ich moechte an der Stelle ausdrücklich darauf
> hinweisen, dass auch der konkrete Auftrag fuer dieses Gutachten nicht
> das Ziel hat freie Buergernetze zu vermeiden oder kaputt zuschreiben,
> Hier sollen also mit Blick auf
> die einzelnen Betriebsszenarien ergebnisoffen die Rahmenbedingungen
> herausgearbeitet werden zu denen eine Kommune sich
> (mittelbar/unmittelbar) rechtssicher einbringen und betätigen, ggf.
> auch nur dulden kann, oder im ungünstigsten Fall vielleicht auch
> unterlassen sollte, bzw. muss.  Eine erste Version, die wir nun
> gemeinsam mit dem Gutachter um weitere Fragestellungen und Aspekte
> erweitern liegt bereits vor. Also, das Thema ist durchaus in
> Bewegung.

Tolle Sache! Mir stellt sich jedoch die Frage, was genau "zur internen
Verwendung" heißt?
Wenn ein solches Gutachten erst einmal existiert wäre es ja eigentlich
sehr vorteilhaft, wenn auch andere Kommunen außerhalb NRWs bzw.
außerhalb des Dachverbands dieses nutzen könnten um eine Einschätzung
der Rechtslage zu bekommen. Gerade kleinere Kommunen bzw. deren
Dienstleister können es sich schlicht nicht leisten, ein eigenes
Gutachten anfertigen zu lassen.

Ist das Gutachten eventuell sowieso nur für NRW aussagekräftig, weil
Landesrecht betroffen ist?


> ‎Zum Schluss muss ich aber auchmal ein persönliches Gefuehl bzw. eine
> Frage loswerden: Was ich manchmal etwas in diesem Forum vermisse,
> oder vielleicht habe ich es auch wg. der vielen technischen
> Diskussionen auch nur uebersehen, ist eine klar erkennbare Aussage
> bzw. Strategie was Freifunk denn neben dem Arbeitstitel "Freier
> Internetzugang fuer Alle" denn nun wirklich operativ will. Ist z. B.
> auch jeder Gewerbetreibende mit einem Freifunkrouter willkommen, weil
> er damit fuer die WLAN-Verbreitung sorgt? Wird seitens Freifunk
> toleriert, dass er das Angebot fuer seine eigenen kommerziellen
> Zwecke nutzt, weil er vielleicht damit eine Kundenbindung bewirken
> oder diesen einen Mehrwert bieten will? Gelegentlich habe ich das
> schon etwas anders wahrgenommen, wenn ich z. B. an die teils hitzige
> Diskussion rund um unser Teilnahmeangebot an Freifunk an dem Forum
> der Bonner Wirtschaftsförderung zurückdenke. Aus meiner Sicht muss
> doch einfach JEDER Router willkommen, sein, egal wo er steht und wer
> ihn warum betreibt. Das  übergeordnete Ziel ist doch fuer eine
> Flaechendeckung von kostenlosem WLAN in Stadtgebiet und
> Stadtgesellschaft zu sorgen. Da muss es dann doch voellig egal sein,
> welche "Hintergedanken" oder kommerziellen Beweggründe  ein
> Routerbetreibe‎r vielleicht sonst noch hat, oder habe ich da was
> uebersehen oder falsch verstanden?

Ich kann jetzt nur für mich sprechen, und ich weiß auch nicht, was im
Rahmen des erwähnten Events passiert ist. Aber bisher habe ich bei
keinem der Treffen irgendeine Form von Kritik an Teilnehmern, die ihre
Router auch zur Kundenbindung nutzen, gehört.
Im Gegenteil versuchen viele (mich eingeschlossen) insbesondere Kneipen,
Restaurants, Bäckereien und so weiter zu überzeugen, da diese oft ein
entsprechendes Eigeninteresse haben und an strategisch wichtigen Punkten
sind.

Was einigen nicht so gut gefällt ist, dass manche Endnutzer und
Routeraufsteller Freifunk nicht im ursprünglichen Sinn als alternatives
lokales Netzwerk mit Mitmachfaktor sehen, sondern als reinen
Gratiszugang zum Internet.
Das liegt einerseits sicherlich am fehlenden technischen Verständnis,
andererseits aber auch an dem aktuten Mangel an interessanten lokalen
Diensten im Freifunknetz selbst. In den Flyern versuchen wir zwar
darüber zu informieren, wo genau die Unterschiede liegen wird beim
"Kunden" aber wohl nicht immer ankommen.
Gerade bei den Routeraufstellern ist diese Frage nach der Motivation
aber größtenteils esoterischer Natur, da technisch kaum ein Unterschied
besteht. Außer wenn jetzt jemand vielleicht mit Absicht die Kosten für
seinen eigenen Internetzugang sparen will. Aber auch das kann man ja
schlecht von "normalen" Routern ohne Uplink unterscheiden.

Dass Freifunk eher "Hilfe zur Selbsthilfe" als ein kommerzieller
Anbieter ist, der einem umsonst das Haus- oder Firmennetz einrichtet,
dürfte bis auf ganz wenige Ausnahmen aber eigentlich bei jedem
angekommen sein.

Ich persönlich freue mich über jeden Teilnehmer, der das Netz erweitert.
Und wenn der dann noch ein bisschen seiner eigenen Leitung teilt ist das
besonders schön.

Viele Grüße


Bene



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